Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [41]

Die Orientierung, die der Herr des Glanzes verspricht, verdankt sich den Lehren Maldorors und Algabals. Aber er weiß ihnen ein anderes Herkommen, eine andere Vornehmheit zu geben, die denen, die sich in gerader Linie von ihrem Abfall herschreiben, illegitim und lächerlich vorkommt. Der junge Mersmann zeigt sich beeindruckt. Später bevorzugt er das Spiel des díabolos, des ›Durcheinanderwerfers‹, das den Vorteil besitzt, keine Grafen zu benötigen. Nichtsdestoweniger bezahlt er einen hohen Preis. Ordnung entsteht für Mersmann im kaleidoskopischen Wurf. Auch dies ist eine Geste der klassischen Moderne, aber der Untergrund seiner Würfe hat sich verändert. Dennoch kann man fragen, was diese schon bei George spürbare Figur des Rückgangs motiviert und was sie leistet. Blickt man auf die Anfänge der ästhetischen Moderne, so fällt die Antwort leicht. Sie liefern einen nicht abreißenden Strom dunkler Bilder und ›radikaler‹ Vorstellungen, in denen der Abfall von der wissenschaftlich-industriellen Moderne mitsamt ihrer zwanghaft betriebenen, in kollektive Katastrophen und Massaker entgleisenden Autonomisierung von Gesellschaft immer aufs Neue Gestalt annimmt. Diese Gestalt ist niemals eindeutig, sie ist polymorph und vertilgt sich selbst mit dem Feuer und Schwert der Kritik und der Boshaftigkeit, sobald sie ihrer ansichtig wird. Auch das Subjekt ist darin keine verlässliche Größe, es sei denn als Stein des Anstoßes. Anstoß nehmen, anstößig sein – wer an dieser ambivalenten Strategie achtlos oder achselzuckend vorbeigeht, weiß gar nicht, worum es geht – oder nur zu gut.