Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [40]

Mersmanns Sprache ist seiner Malerei ebenbürtig. Sie übertrifft insofern de Chiricos Vorgabe, als sie keinen Zweifel daran gestattet, dass sie eine andere Zeittiefe und ‑komplexion ›ins Auge fasst‹ und gestaltet, als es der auf die Pariser Malschulen fixierte Antimodernismus vermag. Mersmann betreibt die zeitliche Entgrenzung des Antimodernismus, so wie Hocke den Manierismus seiner Epochenbedeutung entkleidet und aus ihm ein perennierendes Spektakel macht. Der Preis, den er dafür entrichtet, ist die Entdeutlichung: er kann keine Geschichten erzählen, jedenfalls keine, die sich nicht, von einer rückläufigen Bewegung erfasst, selbst ad absurdum führen oder in Bereiche geraten, in denen aus den deutbaren Ambivalenzen so etwas wie die Ambivalenz von Deutbarkeit hervortritt. Deutbar ist alles, was vor den Zeigestock des Künstlers gerät, und es ist alles gedeutet, das heißt am Ziel der Bewegung, die dem Betrachter bevorsteht. Darin gleicht der Künstler dem Opfer einer umfassenden Katastrophe, das sich in dieser Erfahrung mit seinen möglichen Helfern einig weiß: alle Hilfsmittel, die des Verstehens eingeschlossen, sind in gleicher Weise beschädigt und im Wesentlichen unbrauchbar geworden, doch es gibt keine anderen. Ein Zug, der mit den Jahren nicht ab-, sondern zunimmt: die fahrende Künstlerschaft der Cavalleria andante (1994) verirrt sich angesichts mangelhafter Orientierungssysteme

»... ständig. Der Odenwald war besonders beliebt. Man suchte ihn oft in Sachsen. [...] In Worms wollte man kämpfen, gelangte aber nach Castrop-Rauxel.«