Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [54]

Während das Chaos der Vernunft als das andere ihrer selbst gilt, erschließt sich das Tohuwabohu der Ekstase als der Grund, aus dem sie sich erhebt. Der tanzende, sich selbst die Trommel schlagende Shiva und der dressierte Tanzbär, der auf seinem Hochrad die Schwerkraft austrickst, sind Verbildlichungen der Ekstase wie des Vergessens – Figuren des absoluten Moments und der einträchtigen Zwietracht. In der Dimension des Bewusstseins bezeichnen sie das Vergehen im Vergehen, den ungreifbaren, unerschließbaren und unhintergehbaren Moment, in dem geschieht, was geschieht, in radikaler Differenz zu dem, was geschehen könnte oder einmal geschah. Wenn jene beiden üben, dann übt das Sein, eine etwas seltsame Vorstellung, vor der sich der eine oder andere bekreuzigen möchte. Dieses allseitige In-Übung-Sein gewinnt eine gewisse Begrenzung durch die ›gefroren anmutenden Eisenplatten eines Leporellos, der die scharfkantige Perspektive der Gegend bildet‹ und auf dem, nach Art eines Frontispiz, das Brustbild eines Menschen abgebildet ist. Der Mensch, nicht Gott, nicht Tier, gibt die Perspektive, er gibt sie liegend, in Blech gestanzt, neben dem Sand, in dem sein Abdruck verginge und vielleicht vergeht, während der Affe auf ihm seine Kapriolen schlägt.