Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [64]

So sieht es aus, und der mühsam buchstabierende Geist liest sich heraus, was er hineinlegt und was ihm dennoch klar erscheint. Ob es die Säulen der Welt sind, die Twin Towers, aus denen ein prophetisches Feuer schlägt, das Gefügtsein der Verhältnisse, das dafür sorgt, dass, was oben ist, oben bleibt, und was unten ist, unten, der traumatische Anblick einer Vergangenheit, die nicht vergeht, das Feuer des Herrn oder die brennende Stadt im Blick der gequälten Kreatur, ob sich im Leiden der Ausgang erschließt, es ist nicht wichtig, es ist so nicht gemeint, die Auslegung entgleitet auf den Wellen des Ausgelegten wie das Boot des entenköpfigen Totengottes auf den Rollen, mit denen es der Maler vorsichtshalber ausgestattet hat. Nicht auflaufen, nirgends, das ist die Devise dieser ›Scene‹ im Übergang, die sich vor irgendetwas zu fürchten scheint, man weiß nicht wovor, aber man glaubt es ihr unbesehen. In Mersmanns Worten:

»Die kleinen und großen Wahrheiten in allen Ereignissen und Dingen bezeugen wie ein Haufen Zwerge eine vermeintliche Zukunft, der sie zugleich den Rücken zuwenden.«

Diese ›vermeintliche Zukunft‹ steht auf einem weißen Sockel, sie besitzt die stilisierte Form eines Wolkenkratzers, aber nur von vorn. Seitlich betrachtet, verwandelt sie sich in eine Potemkinsche Fassade, von einer überdimensionierten Buchstütze gehalten. Letztere gibt zweifellos zu denken, sie ließe sich auch als Henkel verstehen und gemahnt daran, dass sich in jedem Akt des Hochhaltens so ein Henkel findet, der sich zwischen die Wörter schiebt und ihnen Fasson gibt.