Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [63]

Auf dieses Etwas, das man nicht vorschnell Zukunft nennen sollte, obwohl es mit ihr im Bunde zu stehen scheint, verweist die Verbindung von Feuersäule und Januskopf im rechten oberen Teil des Zirkus-Bildes. Die Feuersäulen, so der Kommentar, »machen einen Anspruch der Unterwelt geltend«, zu deren Inventar offenbar ein rudernd auf sich gestellter entenköpfiger Gott gezählt werden muss. Ein Eberkopf ohne Hauer, der zur Linken, der Vergangenheit zugewandt, zwischen ihnen hervorkommt, scheint ein Jagdopfer zu symbolisieren. Man sieht den erlegten Streiter, der in stummer Qual der Szene beiwohnt. Ein dünner Wasserstrahl aus der geschichtsentrückten oberen Landschaftszone netzt seine Zunge, nachdem er zuvor ein Rad antreibt, das über eine surreale Mechanik zur Qual des Ebers in ungewisser Beziehung steht. Sein Widerpart zur Rechten gibt nur die Partie von Nase bis Kinn preis. Wer immer hier in die Zukunft blickt, er lässt seine Identität nicht erkennen. ›Etwas geht vor‹ – so ließe sich dieses halbe Profil deuten, wenn es der Deutung bedürfte, was nicht gewiss ist. Etwas geht vor – das lässt sich immer sagen, auch wenn es sich niemals rechtfertigen lässt. Was geht hier vor? Das ist keine Frage, es ist das als Rüge verpackte Ansinnen, eingelassen zu werden in das Geheimnis, das keines ist, außer für den, der gerade dazukommt. Das solcherart erzeugte Geheimnis teilt sich seiner Umgebung mit. Der ins Bild gepresste Eberkopf ist vielleicht keiner, der zur Volute eingedrehte Rüssel bezeugt, dass er ebensosehr Ornament sein könnte. Auch die Feuersäule ist keine Säule aus Feuer, sondern eine Säule mit Feuer, allenfalls dürfte man sagen, es lecke aus ihr heraus, und der Spieß, an dem sich der Eber drehen sollte, er dreht sich als Schlüssel in einem Schloß, das einen verborgenen Ausgang anzeigt, und gibt sich zugleich als Jagdspieß zu erkennen, der nun zur Welle im Getriebe der Welt geworden ist.