Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [79]

Die grauen Vögel, schreibt der Maler, sind das Mittelmaß – die »eigentlichen [...] Feinde in der Bedeutung einer pendelnden, neugierigen Durchschnittlichkeit«. Wessen Feinde? Man hätte es gern von ihm erfahren, aber es liegt ohnehin auf der Hand. Sie sind die Kolonisatoren des Wirklichkeitswahns, die »schlechten Professoren, Bildungsspießer, nicht angekommene Fremde, Touristen ohne Verständnis«, Abgesandte einer fertigen Welt, uniformiert, ausgerichtet, metaphysisch gedeckt durch die cupiditas rerum novarum, die Lust auf Neues, die das Neue erschließt und nach sich zieht wie die Perlen einer Kette. An ihnen ist, wie immer man sie betrachtet, nichts Besonderes. Was sie, abgesehen von ihrer Zahl, auszeichnet, ist die Fahrt, die sie alle mitnimmt, das große Projekt, das vereint, aber nicht verbindet. Man könnte auch sagen, die Gier: davon jedenfalls würden die leeren Hülsen einer Doppelfrucht reden, die unbeachtet im hinteren Bootsteil liegt, oder der angebissene Augapfel, der als Graffitti die Bordwand ziert. Die Gier, der starr auf ein Ziel gerichtete Blick, vereint sie und isoliert sie gegeneinander wie gegen die umgebende Welt. Mit einer kleinen ironischen Geste unterstreicht der Maler diesen Zug: unbeachtet erklimmt eine Schnecke mit einwärts gedrehtem Gehäuse über ihren Köpfen einen Baum. Bedeutendere Merkzeichen sind die tiefblauen Tropfen, die schräg zwischen dem rammspornbewehrten Bug und den Hütern der Insel niedergehen. Mersmann schreibt:

»Die blauen Flecken, die dort aus den Bäumen fallen, sind Bannungen, ein Kunstgriff des Malers, um das Bild mahnend ins Innere von Ereignissen zu senden, die dem Betrachter aus der Jugend, aus Stunden der Absonderung bekannt sind. Der Maler hat sie herabgeworfen, nicht im Sinne einer den Bildern entsprechenden Allegorie, sondern als einen blauen Befehl, als Aufruf an den Betrachter, die Empfindungskraft zu schärfen. Es ist ein Schlag mit dem Stock wie in einem Mönchskloster: ›Lass ab von den Ablenkungen.‹«