Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [80]

Auf dem diesseitigen, dem Lethe-Ufer, durch einen kleinen Steinwall gegen das Wasser abgeschottet, in den sich steingraue Früchte mischen, sieht man andere Wesen: die »gerupfte Ente« in ihrem Schiffchen, halb Fischer, halb Auster, den »gestrandeten Fisch mit den Flügeln«, deren charakteristische Spreizung auf dem Marco-Polo-Bild wieder auftaucht, gleich daneben den Adler, Emblem des Maler-Dichters, und den ›uccello magico‹ selbst, dessen Name auch eine Hommage an Paolo Uccello, den Maler des Quattrocento, enthält. Sie alle gruppieren sich um die »stehende Frau, [...] die ebenso Priesterin sein könnte wie Sängerin«, deren Bildposition, deren präsentative Gebärde nichtsdestoweniger ebenso ruhig wie bestimmt an die Art erinnert, in der die Stundengöttin auf der Geburt der Venus der Schaumgeborenen das Gewand reicht. Die Bewegung in dieser Gruppe von Solitären verläuft konträr zu der des Bootes und kehrt sich im Adler und im magischen Vogel um, gemäß der charakteristischen Form einer liegenden Parabel. Sie umläuft also die des Bootes, der sie sich anzuschmiegen scheint. Wenn darin ein Hinweis auf den Faktor Zeit liegt, so fühlt man sich an die retrograde, scheinbar rückläufige Bewegung der Gestirne erinnert, die bei der Ausbildung des kopernikanischen Systems eine Rolle spielten. Die dritte kopernikanische Wende, nach denen der Physik und der Biologie, die darin teils erinnert, teils angemahnt wird, ist, wie sollte es anders sein, die der Kunst.