Ulrich Schödlbauer: Homomaris oder die Geburt der Bilder [47]

De Chiricos Verzweiflung ist kein Konstrukt, sondern eine Tatsache. Er sieht etwas, das seine Umgebung zu sehen sich weigert und befindet sich so in einer ähnlichen Lage wie Brechts Galilei, dessen Kollegen sich weigern, durch das ihnen hingehaltene Fernrohr zu blicken. Für Mersmann, den Erben von Zerstörungen, die entsetzlich über das Schauspiel hinausgehen, das die Kunst den Augen des Renegaten zu bieten hat, den Bildhauer, der die Skulpturen im Schutt verschwinden und wieder aus ihm hervortreten sah, der hinsah, der hinsehen musste, wo andere wegsahen oder, dem Tabu gehorchend, nichts sahen, wird sie zum Schlüssel, der ihm die Welt der Kunst erschließt, viel zu kostbar, um ihn im ›Schlamm‹ einer missachteten Malerei liegenzulassen. Sie ist das wahre Vermächtnis de Chiricos und Mersmann macht sich unverzüglich daran, das Komische daran abzustreifen, das sich aus der Nähe zum Kunstbetrieb und seinen Zänkereien erklärt. Wenn im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Kunstwerke die Rückkehr zum Handwerk ebenso folgerichtig wie folgenlos bleibt, wenn sie darüber hinaus zum Ärgernis wird, dann kann etwas an dieser Parole nicht stimmen, dann muss es möglich sein, das, was an ihr richtig ist, auch auf eine richtigere Weise zu sagen.